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Ich seh' was besseres!

Die Dinge sind nicht, wie sie sind ...


 Mittwoch 10. April 2024, Holger Germer

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

heute widmen wir uns einer der Kernfragen menschlicher Existenz, die Sie so vielleicht noch gar nicht gesehen haben 


 

Warum ist der bunte Streusel auf dem Donut? Weil sonst zu viele Menschen nur auf das Loch schauen! Glauben Sie nicht? Nehmen Sie mal selbst einen Donut in die Hand, fokussieren einen Moment auf das Loch und versuchen zu erkennen, was Sie dort sehen. Sofort wird der Donut unscharf. Wenn Sie jetzt auf den Donut fokussieren, wird das Loch unscharf, so wie hier im Bild. So ist das auch mit unseren Gedanken: wenn wir uns auf etwas konzentrieren, sehen wir mehr Details und blenden das Drumherum aus. Das ist genau richtig, wenn wir es bewusst machen.

 

Oft ist das mit dem Bewusstsein allerdings nicht so einfach, wenn wir durch ständig neue Eindrücke und Ansprachen abgelenkt werden - oder uns ablenken lassen. Dann kann es sein, dass wir morgens drei negative Nachrichten sehen, die uns vielleicht gar nicht persönlich betreffen, und unser Fokus stellt sich auf “schlechte Nachrichten” ein, wir schauen auf das Loch. Dann dauert es nicht lange, bis wir mehr schlechte Nachrichten finden oder erhalten und überzeugt sind, dass wir einen schlechten Tag haben oder uns bestätigt fühlen, dass wir in schlechten Zeiten leben und wahrscheinlich alles noch schlechter wird.

 

Worauf unser Fokus, unsere Aufmerksamkeit gerichtet ist, das vertieft und vernetzt sich, weil unser Gehirn dies als Arbeitsauftrag versteht. Dass dieser vielleicht gar nicht unserer bewussten Absicht entspricht, wird dabei leider nicht berücksichtigt. Wenn nun noch Emotionen wie Stress und Angstgefühle durch die aufkommenden Gedanken ausgelöst werden, verstärkt dieser Effekt sich und das Gehirn geht in den Alarm-Modus über. Der bevorzugt schnell ablaufende, einfache “Überlebens”-Programme und vermeidet komplexe, kreative Prozesse.

Wenn es soweit ist, reagieren wir nach alten Mustern und finden keine Handlungsoptionen, die unserer heutigen Lebenswirklichkeit angemessenen sind.

 

Wie kommen wir da raus? Am besten, wenn wir so früh wie möglich feststellen, dass wir uns in einer Negativspirale befinden, und unseren Fokus bewusst umschalten - auf den Donut!


Look at the Donut, not at the hole!

 

(Amerikanische Lebensweisheit)


 Ganz einfach, oder nicht? Leider hat unsere Entwicklungsgeschichte uns eine Herausforderung beschert, denn wir sind die genetischen Erben vieler Generationen von Vorsichtigen, weil die Leichtsinnigeren oft keine Gelegenheit mehr hatten, sich zu vermehren. Daher reagieren wir auf Alarmsignale viel stärker als auf Freudenbotschaften. Denken Sie nur einmal an einen Unfall, der die Passanten magisch anzieht. Der verwundete Artgenosse löst einen Alarm aus, der verhindern soll, dass es uns ähnlich ergeht, egal wie zweckmässig das in unserer Zivilisation noch ist.

 

Auch wenn es nicht um Überlebensmechanismen geht, bleiben wir manchmal in einem Fokus hängen, der uns blockiert. Wenn wir z.B. ein Unrecht erfahren, egal ob gefühlt oder real, oder wenn uns einfach etwas “nicht passt”, bleibt der Fokus oft lange Zeit auf der Beseitigung des Unrechts, verbunden mit Gefühlen wie Ärger, Wut, Rachedurst. Auch das sind einfache Programme, die uns an kreativen Lösungen hindern, solange wir in diesem “Beschwerde-Modus” (Complaint Mode) sind.

 

Da bedarf es schon etwas bunten Streusels, um den Fokus wieder auf das Konstruktive, auf unsere bewussten Absichten, auf das Schöne und Positive zu lenken. Schlau ist es also, wenn wir immer ein bisschen Streusel in der Tasche haben. Wie lässt sich der am besten herstellen? Indem wir uns einige positive Gedankenschleifen auf Vorrat legen, die wir dann abrufen können, wenn wir uns dabei erwischen, dass wir in der Negativspirale hängen.

 

Sie entscheiden, wie Sie die Dinge betrachten und was in Ihrem Kopf vorgeht, vielleicht können Sie es sich im Getriebe des Alltags manchmal nur nicht vorstellen.


Die Dinge sind nicht wie sie sind,

sondern wie man sie ansieht


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Ihr

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